Damals

Vorgeschichte





Bild 2.0: NS-Tötungsanstalt Hartheim, Abholungsbus mit Fahrer
Naturforscher Charles Darwin (1809-1882) fand im Pflanzen- und Tierreich heraus, dass nur diejenigen am ehesten überleben, die am besten ihrer Umwelt angepasst sind (natürliche Auslese). Dies wurde auch als der „Kampf ums Dasein" formuliert.
Jedoch erfolgte bald auch eine Übertragung dieser Erkenntnisse auf die menschliche Gesellschaft, was als Sozialdarwinismus bezeichnet wurde. Zuerst wurde diese These nicht allgemein anerkannt. Doch griff später Hitler diese Gedanken wieder auf und definierte das Leben als einen Kampf um Leben und Tod, bei dem der Stärkere siegt und der Schwächere untergeht. Die Sterbehilfe bei Todkranken wurde mit der Tötung von kranken und behinderten Menschen gleichgesetzt.
Das NS-Regime vertrat die Ansicht, dass „der Volkskörper von Erbkrankheiten, Missbildung und Verbrecheranlagen gleichermaßen zu reinigen" sei. Gemäß diesem Gedanken sollten daher folgende Personen sterilisiert werden:
•Schwachsinnige, auch Hilfsschüler oder Jugendliche mit Schulproblemen
•Geisteskranke, Schizophrene, Manisch-Depressive, Epileptiker
•Menschen mit erblicher Blind- oder Taubheit oder schweren körperlichen Missbildungen
•schwere Alkoholiker
•später auch Asoziale, Dirnen, Zigeuner
Durch die Ermordung der „nutzlosen Esser" erhofften sich die Täter:
•Entlastung der öffentlichen Finanzen
•Einsparung von Nahrungsmitteln
•Freisetzung von Ärzten und Pflegepersonal
•Umwandlung von Heil- und Pflegeanstalten in Kasernen, Krankenhäuser etc.
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Die Opfer waren meist Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung aus insgesamt 48 Heil- und Pflegeeinrichtungen in verschiedenen Bundesländern. Unter ihnen waren nicht nur Frauen und Männer, sondern auch Kinder. Diese Menschen wurden mit grauen Bussen von den jeweiligen Heil- und Pflegeeinrichtungen abtransportiert und zu einer Tötungsanstalt gebracht. Die Busse waren zuvor als rote Postbusse eingesetzt, doch um bei dem neuen Zweck weniger Aufmerksamkeit zu erregen, wurden sie grau lackiert. Zudem wurden die Fenster gekalkt, sodass niemand die „Insassen“ erkennen konnte. Die Busse gehörten der "Gemeinnützige-Kranken-Transport GmbH (kurz GEKRAT).
Zuerst war nur Grafeneck als ein Ort der „systematisch industriellen Ermordung" von Menschen bestimmt. Doch es folgten weitere  Städte wie Pirna, Brandenburg, Linz, Bernburg und Hadamar. Allein in Grafeneck wurden 1940 über 10 600 Menschen ermordet. Dieses Töten von „lebensunwerten" Lebens wird auch Euthanasieprogramm genannt. Das griechische Wort Euthanasie bedeutete ursprünglich „guter Tod". Damit war ein ehrenhafter Tod ohne äußere Einwirkung gemeint. Die spätere Bedeutung ist eher eine Erlösung von Qualen – also auch Unterstützung beim Sterben. In den offiziellen Dokumenten der T4-Aktion wird der Begriff Euthanasie jedoch nie verwendet, sondern mit Wörtern wie Gnadentod oder Desinfektion beschrieben.

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