Umsiedlung nach Reute



Bild 6.0.1: Hinweisschild zum Kloster Reute
 Um weitere Hintergründe über die Umsiedlung der Grafeneckpatienten zu erfahren, machten wir uns auf den Weg ins Kloster Reute und besuchten die Ordensschwestern des Franziskanerklosters. Schwester M. Virgilia  konnte uns noch alte Berichte besorgen. Da leider keine Schwester mehr in Reute wohnt bzw. lebt, die das Geschehnis damals selbst miterlebte, befragten wir Schwester M. Olafa. Sie kannte die Schwestern von damals noch und konnte uns somit die wichtigsten Eindrücke, die sie selbst erfahren hatte, weitergeben.
Am 14.Oktober 1939 brachten vier Omnibusse etwa hundert behinderte Männer und einige wenige Frauen aus dem Samariterstift Grafeneck mit dem Heimleiterehepaar Frank, dessen Tochter und zehn Mitarbeiter nach Reute. Den Schwestern von Reute war vier Tage zuvor vom Württembergischen Innenministerium mitgeteilt worden, dass sie ihr Exerzitienhaus St. Elisabeth sofort zu räumen hätten. Alle Patienten, die in Reute untergebracht wurden, überlebten.
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Ein Frage, die bis heute offen bleibt ist, warum ausgerechnet ein katholisches Kloster mit den Bewohnern einer evangelischen Einrichtung belegt wurde. Die Aufnahme im Kloster war sehr herzlich, die Umstände jedoch waren traurig, aber lebensrettend. Glücklicherweise verschwand durch ein „bürokratisches Versehen" Grafeneck von der Berliner Anstaltsliste, da in Stuttgart die Grafeneckpatienten aus Versehen von der Liste der Totgeweihten gestrichen wurden. So blieben alle seine ehemaligen Bewohner vor dem schrecklichen Ende bewahrt.

Aussagen von Schwester M. Alto



Unsere Obern des Klosters, Superior Keller und Mutter Oberin M. Karpa, waren allen Männern von Grafeneck, die hier in Reute waren, sehr wohlwollend gesinnt.  Sie hatten aufrichtiges Mitleid mit ihnen. Wir selbst wussten ja auch keinen Augenblick, wann uns das gleiche Los treffen könnte. Familie Frank gab uns immer ein sehr gutes Beispiel. Sie waren zufrieden mit den gegebenen Verhältnissen und sehr fleißig im Haus, im Hof und in der Waschküche. Frau Frank half in der Küche und im Haus, wo man sie brauchte, und war jederzeit freundlich und hilfsbereit. Eine große Freude hatten wir mit der Tochter Maria, die noch zur Schule ging. Es war ein frohes, liebes Mädchen, das ihren Eltern viel Freude machte. Wir hatten den Eindruck, dass es unter den Leuten selbst immer friedlich war und man hörte sie oft singen und beten. Frau Hasch war mit in der Küche tätig und hat immer ein gutes Beispiel gegeben. Sie hat nie etwas gegessen oder getrunken ohne zuvor ein Gebet zu sprechen. Am Morgen des 1.Advent stand vor jeder Tür ein brennendes, rotes Licht in einer ausgehöhlten Kartoffel, das einer der Männer gemacht hatte

Bericht Verwaltung Kloster Reute - 14.12.1983

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